Vom Weben zum Web: x=xn

Weltkulturen Museum Frankfurt

2016

Vom Weben zum Web: x=xn
Rauminstallation 2016/17


„Der rote Faden. Gedanken Spinnen Muster Bilden“ Weltkulturen Museum Frankfurt
17.11.2016 - 27.08.2017

Polyesterfäden, Wandbespannung aus Kunststoffgemisch

ca. 500 x 400 x 400 cm

Die Digitalisierung und damit einhergehend die Globalisierung sind für mich die Zeichen unserer Zeit: die Beschleunigung der Kommunikation, des Verkehrs von Menschen, Gütern, Daten, damit einhergehend die beinahe simultane Ausbreitung von Wissen und damit auch die beinahe simultane Umformung jeglicher Lebensbereiche überall auf der Welt. Ding, Mensch, Natur, alles wird in der Informations- und Kommunikationsgesellschaft umgewandelt in Daten.

Die Formel x=xn ist Sinnbild dieser Entwicklung. Sie bedeutet  „Eine Einheit ist ein Vielfaches ihrer selbst“ und drückt aus, daß alles was digital erfasst ist endlos reproduziert werden kann. Die Formel geht auf den Engländer George Boole (1848) zurück. Die Bool´sche Algebra ist bis heute Grundlage für unsere Smartphones und Computer. Zur selben Zeit (1843) schrieb eine Frau mit Namen Ada Lovelace in London das erste Programm für einen mechanischen mit Lochkarten gesteuerten Computer, der nie fertiggestellt wurde. Die Initialzündung für diesen Computer gaben Webstühle, die etwa ab 1806 durch Programme mit Lochkarten revolutioniert wurden. 

Die Rauminstallation x=xn spielt mit der Entwicklungsgeschichte vom Weben zum Web. Die Formel x=xn ist in endlosen horizontalen und vertikalen Linien aneinandergereiht, so dass in der Entfernung der Eindruck eins karierten Gewebes entsteht, verstärkt durch die Zweifarbigkeit rot und grau. Aufgedruckt auf einem Gewebe wird damit ein Raum komplett ausgekleidet. Gebrochen wird die digital designte, digital bedruckte, digital hergestellte Wandbespannung durch in sie eingestickte und in den Raum gezogene rote Fäden. Die roten Fäden verbinden einerseits zeitlich und kulturell unterschiedliche Objekte aus der Sammlung des Weltkulturen Museum Frankfurt; sie scheinen aber andererseits auch in diesem Netz gefangen zu sein, etwa durch unseren von der Digitalität geprägten Blick. Die Besucher werden durch den Raum eines dichten Netzes der Geschichte des Webens und des Web geleitet, der die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen in sich trägt. 


Ina Hartwig, Frankfurts Kulturdezernentin,
Video, 24.11.2016, hr hauptsache kultur, ab 2:29 min